Frauen und Pferde sind Wesensverwandte

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Frauen und Pferde sind Wesensverwandte
Alma Beatrice Pohle ist Heilpraktikerin und Cranio-Sacral-Therapeutin und behandelt Menschen und Pferde gleichermaßen. Seit einigen Jahren bietet sie Seminare für „Frauen und Pferde“ an, zum Thema Entdeckung und Heilung der eigenen Weiblichkeit, Schwesternschaft, Rückverbindung zu Mutter Erde und dem inspirierenden Zusammensein mit Pferden.

Liebe Alma Pohle, beginnen wir unser Gespräch mit dem Titel dieses Interviews. Warum sind Frauen und Pferde Wesensverwandte?

Alma B. Pohle: Das mag zuerst ungewohnt klingen, und doch war es für mich die wichtigste Erkenntnis im Zusammensein mit Pferden. Die verblüffende Ähnlichkeit der weiblichen und „pferdischen“ Sicht auf das Leben, das In-Kontakt-Gehen und Kommunizieren und die Liebe zur Gemeinschaft/Familie/Herde, erstaunt und berührt mich bis heute. Ich habe viele Stunden in Pferdeherden verbracht, um einfach nur wahrzunehmen und zu beobachten, was sie tun, wie sie sich bewegen und kommunizieren. Für mich haben sich dabei drei Punkte herauskristallisiert, die diese Wesensverwandtschaft deutlich machen:

1. Frauen und Pferde sind Empfindungswesen. Es gibt keinen Moment des Lebens, in welchem wir nicht empfinden. Aufgrund unserer Nerven- und Körperstruktur nimmt unser Körper- und Energiesystem in jedem Moment unzählige Eindrücke aus dem Umfeld auf. Emotionale und energetische Bewegungen aller Menschen, Lebewesen und Situationen um uns herum strömen sekündlich in uns hinein, und unser Körper reagiert darauf natürlicherweise mit inneren Energie-Bewegungen und Empfindungen. Die Gesundheit unseres Körpers zeichnet sich genau dadurch aus.

2. Frauen und Pferde kommunizieren mit Empfindungskommunikation. Neben der Berührung ist sie eine weitere nonverbale Kommunikationsform. Unsere Körper- und Gehirnstruktur verbindet untrennbar Sprechen, Denken und Empfinden. Unsere Sprache ist also immer mit der gleichzeitigen Übermittlung von Empfindung im Energiefeld verbunden und wird in dieser Gesamtheit auf der anderen Seite empfangen. Wir sind uns dessen nur oft nicht mehr bewusst.

3. Frauen und Pferde lieben und achten Gemeinschaft. Verbindung, Wachstum und Inspiration in einer wertschätzenden Gemeinschaft gehen vor Konkurrenz und Einzelgängertum. In einer Herde zu leben, die dich so nimmt, wie du bist, dir deinen Raum läßt und dennoch ständig mit dir in Verbindung ist, läßt dich deine wahre Natur und Größe erkennen. Du findest genau deinen Platz und lebst deine Bestimmung.

Neben diesem Aspekt der Wesensverwandtschaft könnte man sich die grundsätzliche Frage stellen was denn die Entdeckung und Heilung der Weiblichkeit mit Pferden zu tun haben soll? Diese Frage ist ganz einfach zu beantworten: Die Ausstrahlung, Verhaltensweise und die Grundenergie einer Herde sind weiblich! Was liegt also näher als im Zusammensein mit Pferden in den Spiegel der eigenen Weiblichkeit zu schauen, sie anzunehmen und ihre ganze Kraft in unser Leben zu integrieren. Wer einmal am eigenen Leib erlebt hat, was das Verschmelzen einer Frauen- mit einer Pferdeherde für eine zauberhafte Bewegung in uns und in unserem Leben auslösen kann, möchte diese Erfahrung nicht mehr missen.

Vor einiger Zeit haben Sie Ihren Islandwallach und Pferdefreund Brandur in Bosnien „teilausgewildert“. Warum haben Sie sich räumlich so weit von ihm getrennt? Und wie kann man sich so ein Auswilderungsprojekt vorstellen?

Alma B. Pohle: In meiner Jugendzeit war ich von der allgemein gültigen Sicht auf Pferde geprägt: sie sind zum Reiten, zum Ausbilden und auch zum Spaßhaben da. Ich spürte zwar von klein auf eine tiefe Verbindung zu Tieren, hatte aber aus Ermangelung alternativer Sichtweisen erst einmal ungeprüft übernommen, was ich las oder hörte.

Dann begann ich, Pferde zu behandeln, und dadurch veränderte sich meine Wahrnehmung und mein Umgang mit ihnen tiefgreifend. Ich hörte ihnen wirklich zu, stellte alles rund ums Pferd in Frage und empfand zunehmend, was Pferde wirklich beim Reiten, durch den Platzmangel und den menschengemachten „Schlankheitswahn“ (Pferde müssen dünn sein!?) ertragen. Ich war manchmal wochenlang erschüttert über den dauerhaften Schmerz, den sie ausstrahlen und den ich zum ersten Mal wirklich wahrnehmen konnte und wollte. Damit wurde Reiten, Ausbilden und das Benutzen des Pferdes zu meinem Spaß für mich völlig unmöglich.

Als meine Freundin Maksida Vogt 2020 das Lebens- und Rehabilitationszentrum für Pferde in Bosnien gründete, war mir klar, daß dies genau die Lösung für Brandur und mich ist. Seit knapp drei Jahren lebt er nun mit seiner neuen Pferdefamilie auf insgesamt 1000 Hektar Land ein völlig eigenes und selbstbestimmtes Leben. Die Wandlung seiner Ausstrahlung, die Rückkehr seines wilden Anteils, die Heilung seines Körpers und seiner Seele, das Aufblühen zur vollen Größe bei all unseren Pferdefreunden dort ist so deutlich zu sehen und zu spüren, daß mir einfach nur die Tränen kommen, wenn ich zu Besuch bin. Es war ein großer Schritt, die 1200 Kilometer zwischen uns zu bringen, aber das, was an Glück, Freiheit und Dankbarkeit dadurch in unser Leben gekommen ist, macht es für uns zum einzig richtigen Weg.

Sie geben Seminare für „Frauen und Pferde“. Auf Ihrer Webseite ist zu lesen: Pferde leben uns etwas vor, das wir vergessen haben. Was können die teilnehmenden Frauen von Ihnen und den Pferden lernen?

Alma B. Pohle: Ein Punkt, der mir sehr wichtig ist, kommt gleich zu Beginn: Es geht für mich nicht darum, daß die Teilnehmerinnen etwas von mir oder von den Pferden lernen. Es geht mir um das Erinnern. Wir wissen in unserem tiefsten Inneren, wer wir wirklich sind, was uns unterstützt und was unsere Berufung und Bestimmung ist. Der Zugang zu dieser inneren Gewißheit ist nur verschüttet und kann leicht freigelegt werden.

In den gemeinsamen Tagen steigen wir bewußt aus all der gewohnten Alltags-Aktivität aus, kommen mit einfachen Wahrnehmungsübungen bei uns, im tragenden Schwesternkreis und in der Natur an und hören zu, was unsere innere Weisheit uns an Erkenntnissen schenkt. Wer kann uns da besser inspirieren als die Pferdefreunde. Sie sind mit unerschütterlichem Selbst-Bewußtsein in jedem Moment vollkommen präsent und bei sich. Sie genießen die Natur, handeln aus ihrem inneren Wissen heraus, was jetzt genau das Richtige für sie ist, und suchen Kontakt und Begleitung, wenn es ihr innerstes Bedürfnis ist.

Es ist magisch und unbeschreiblich, wie in kürzester Zeit die Frauen untereinander und mit den Pferden eine innige Verbindung eingehen, eine tiefe Herzenswärme miteinander teilen und zu einer großen Herde zusammenwachsen.  Diese Verbindung und Wesensverwandtschaft zu erleben, ist eine der schönsten Erfahrungen, die ich kenne und teilen möchte. Ich freue mich sehr auf die gemeinsame Zeit.

Liebe Alma Pohle, herzlichen Dank für das inspirierende Gespräch.

Das Interview führte 
Michael Hoppe

Weitere Informationen
Alma Beatrice Pohle
Hinterer Birken 24/2
88677 Markdorf
Tel. 07544–5066016
Mobil 0173–6073213
alma@sehnsucht-pferd.de
www.sehnsucht-pferd.de
www.almapohle.de

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