Weihrauch – Ein Jahrtausende altes Heilmittel erlebt eine Renaissance in der Medizin

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Weihrauch – Ein Jahrtausende altes Heilmittel erlebt eine Renaissance in der Medizin
An den Januar 2014 kann ich mich noch genau erinnern. Meine Freundin Anna hatte plötzlich unerträgliche Schmerzen. Im rechten Arm waren Muskeln, Gelenke und Nerven entzündet, der Arm war stark geschwollen. Als Ursache vermuteten die Ärzte zunächst eine Borreliose-Infektion, später wurden Yersinien im Blut nachgewiesen …

Die Yersinien (Stäbchenbakterien) sind einer der häufigsten Auslöser von bakteriellen Magen-Darm-Infektionen in Europa. Die Darmwand und die Schleimhäute von Dünn- und Dickdarm entzünden sich, in einigen wenigen Fällen werden die Beschwerden chronisch, bei Menschen mit entsprechender genetischer Veranlagung können die Yersinien Autoimmun-Erkrankungen auslösen.

Immer wieder kommt es auch zu einer sogenannten reaktiven Arthritis, einer bakteriell ausgelösten Gelenkentzündung wie bei Anna, weshalb sie starke Schmerzmittel und Cortison einnehmen mußte. Die Nebenwirkungen des Cortisons spürte Anna sofort: Ihre Sehfähigkeit verschlechterte sich um ein Dioptrin, und das ist bekanntlich nicht die einzige Nebenwirkung von Cortison. Anfang 2017 begann Anna, regelmäßig „Weihrauch-Kapseln“ einzunehmen. Ihre Beschwerden verbesserten sich, sie konnte die Cortison-Dosis reduzieren und kommt heute mit minimalen Mengen aus.

Heilmittel mit langer Tradition

Weihrauch war eines der Luxusgüter der Antike und bescherte den Anbaugebieten im Zweistromland sagenhaften Reichtum. Priester des alten Ägypten beschrieben die segensreiche Wirkung der Harze bei der Behandlung von Wunden und Hautausschlägen. Arabische Ärzte in der alten Welt kannten über 80 Weihrauch-Zubereitungen. Im alten China behandelte man vor allem Hautleiden, auch die Lepra, mit Zubereitungen aus Olibanum. In Afrika wurde Weihrauch traditionell angewendet bei Krankheiten wie Bilharziose, Syphilis und Magenleiden.

Unzählige Weihrauch-Rezepturen sind auch von den namhaftesten Ärzten der damaligen Zeit überliefert: Hippokrates, Paracelsus, Dioskurides, Galen. Auch im Lorscher Arzneibuch aus dem 8. Jahrhundert finden sich Rezepte mit Olibanum. Im frühen Mittelalter wurde Weihrauch in der Krankenpflege und zur Bekämpfung der Pest eingesetzt. Hildegard von Bingen empfiehlt Weihrauch bei Schwerhörigkeit und Tinnitus. Auch für Sebastian Kneipp gehört Weihrauch in die Hausapotheke.

Wie ein schwäbischer Pharmakologe dazu kam, indischen Weihrauch zu erforschen

Für den Pharmakologen H.T.P. Ammon war Weihrauch lange Zeit nur der Stoff, der bei Gottesdiensten in der katholischen Kirche verräuchert wurde. Heute ist der emeritierte Professor aus Tübingen von der medizinischen Wirksamkeit des Olibanum-Harzes überzeugt. Daß ein in Vergessenheit geratenes Heilmittel mit modernen wissenschaftlichen Methoden untersucht wurde, geschah durch einen Zufall. 1986 reiste Prof. Ammon nach Indien, um die ayurvedische Medizin zu erforschen. In Kashmir drückte ihm ein indischer Kollege ein Fläschchen mit einem weißen Pulver in die Hand.

Voller Begeisterung erzählte Dr. Singh, „Salai guggal“ sei ein traditionelles ayurvedisches Heilmittel, das zur Behandlung von rheumatischen Erkrankungen verwendet werde und zeigte dem deutschen Kollegen die Ergebnisse eines pharmakologischen Versuches: Der Trocken-Extrakt hatte im Tierversuch eine experimentell erzeugte Entzündung verhindert. Dr. Singhs Vermutung: Die Boswelliasäuren des Weihrauchs könnten an der entzündungshemmenden Wirkung beteiligt sein. Er bat Ammon, das ayurvedische Medikament in Deutschland zu erforschen. Ammon wollte nicht unhöflich sein, nahm das Fläschchen mit und beauftragte einen wissenschaftlichen Mitarbeiter am Pharmazeutischen Institut der Universität Tübingen damit, die Substanz zu untersuchen. Dieser stellte eine anti-entzündliche Wirkung fest. 1991 erschien eine erste Publikation. Ammon und seine Mitarbeiter fragten sich, was die ayurvedische Medizin unter „Salai guggal“ versteht und fanden zu ihrer Überraschung heraus, daß es sich dabei um den indischen Weihrauch handelt, das Gummiharz des Baumes Boswellia serrata.

Viele Studien belegen die heilsame Wirkung von Weihrauch

Inzwischen ist durch unzählige Studien belegt, daß der Harz des Weihrauchbaums über 200 verschiedene chemische Verbindungen enthält, von denen viele für seine therapeutischen Eigenschaften verantwortlich sind. Weihrauch hilft bei entzündlichen Darmerkrankungen, Rheumaerkrankungen und Arthrose. Er wirkt auch beientzündlichen Hauterkrankungen, Asthma bronchiale und Multipler Sklerose. Die lindernde Wirkung von Weihrauch bei MS hat die Kieler Oberärztin Klarissa Stürner gemeinsam mit dem Hamburger Oberarzt Christoph Heesen in einer mehrjährigen Untersuchung nachgewiesen.

Weihrauch kann die Gedächtnisleistung verbessern, zeigt eine Studie an 80 MS-Patienten in Kerman im Iran. Untersucht wurde der Einfluß von Boswellia papyrifera auf die kognitive Beeinträchtigung bei MS-Patienten. Das visuell-räumliche Gedächtnis verbesserte sich signifikant. Eine österreichische Forschergruppe fand heraus, daß die Behandlung mit Weihrauch (boswellia serrata) eine Therapieoption für Menschen mit Clusterkopfschmerzen ist.

Verschiedene Studien und die Erfahrungsheilkunde haben außerdem gezeigt, daß Weihrauch das Potenzial hat, Krebs zu heilen, u.a. bei Leukämie, Magen-, Kolon-, Leber- und Prostata-Karzinomzellen. Als Therapeutikum bei aggressiven Hirntumoren wie Astrozytom und Glioblastom hat sich Weihrauch inzwischen ebenfalls vielfach bewährt. 2009 wies eine Studie der University of Oklahoma Health Sciences Center nach, daß ätherisches Weihrauch-Öl (boswellia carteri) Blasenkrebs-Zellen abtöten kann.

„Weihrauch ist kein Wundermittel, aber nachgewiesenermaßen ein wirksames Heilmittel”, sagt Dr. Arnold Zilly aus Heidelberg, Arzt und Biochemiker. Tumorpatienten, die sich einer Chemo- oder Strahlentherapie unterziehen müssen, behandelt er immer begleitend mit Weihrauch und Dopamin. Dopamin, der Botenstoff, der auch als Glückshormon bezeichnet wird, hemmt die Gefäßneubildung bei Tumoren.

Wirkung auf allen Ebenen

Es ist kein Zufall, daß das „Harz der Götter“ seit Tausenden von Jahren nicht nur als Heilmittel, sondern auch im Rahmen von religiösen Zeremonien eingesetzt wird, denn Weihrauch wirkt auf allen Ebenen: Körper, Geist und Seele. Um es mit den Worten Rudolf Steiners auszudrücken: „Sehr gute Wesenheiten wohnen im Weihrauch; sie ziehen uns direkt in die Höhe zu Gott.“

Tatsächlich enthält das duftende Harz des Weihrauchbaumes auch bestimmte Verbindungen, die neurochemische Prozesse im Gehirn beeinflussen. Incensoleacetat beispielsweise beeinflußt unser Zentralnervensystem, wirkt beruhigend auf den Geist und erhöht gleichzeitig den Fokus. Dr. Johannes Wilkens von der Alexander-von-Humboldt-Klinik in Bad Steben behandelte zahlreiche demente Patienten mit dem homöopathischen Arzneimittel „Aurum compositum“, das Weihrauch, Myrrhe und Gold enthält: „Sie wurden innerhalb weniger Tage, oft auch innerhalb von Stunden, ruhiger und deutlich klarer.“

Achten Sie auf gesicherte Qualität!

Zum Leidwesen des Pioniers der Weihrauchforschung, Prof. Ammon, der in den 1990er Jahren nach seinem ersten Vortrag über die entzündungshemmende Wirkung des Heilmittels von seinen Kollegen ausgelacht wurde, ist es nicht gelungen, Olibanum in Deutschland als Arzneimittel zuzulassen. Die Pharmaindustrie hat bekanntlich kein Interesse an Naturprodukten, weil sie sich nicht patentieren lassen. Im Netz tummeln sich unzählige Anbieter, die mit Weihrauch als Nahrungsergänzungsmittel Millionen-Umsätze machen.

Beim Kauf ist Vorsicht geboten, denn es gibt keine gesicherte Qualität. Eine Studie des Zentral-Laboratoriums Deutscher Apotheker hat gezeigt, daß auf der Verpackung zum Teil falsche Angaben zum Inhalt gemacht werden. Auch wird meist ausschließlich boswellia serrata aus Indien verwendet, obwohl längst belegt ist, daß es wesentlich wirksamere Sorten gibt, die allerdings auch teurer sind.

Autorin
Vera Wagner

Autorin und Gesundheitsforscherin
www.weihrauchplus.de

»Sehr gute Wesenheiten wohnen im Weihrauch; sie ziehen uns direkt in die Höhe zu Gott.« – Rudolf Steiner

 

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