Die Entdeckung der Seele – Portrait des Universalgelehrten Prof. Dr. med. Gustav Jaeger 

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Die Entdeckung der Seele – Portrait des Universalgelehrten Prof. Dr. med. Gustav Jaeger
Kennen Sie Gustav Jaeger? Nein? Das ist geradezu ein Skandal! Denn kaum ein anderer Wissenschaftler war seiner Zeit so weit voraus wie der in Neuenstadt-Bürg geborene Pfarrerssohn. Ihm haben wir unzählige Erkenntnisse zu verdanken wie das Wissen um den individuellen Heilstoff des Menschen, die Wirkung der Düfte und Anthropine, den wissenschaftlichen Nachweis der homöopathischer Wirkweise, u.v.a.m. Und bei kaum einem Forscher wurde mehr „abgeschrieben“ als bei ihm. Sowohl von anderen Wissenschaftlern als auch von namhaften Bestsellerautoren wie Patrik Süskind. Der hat Jaegers Gedanken in seinem Buch „Das Parfum“ verewigt.

Woran liegt es, daß manche Wissenschaftler hochgelobt und mit Preisen dekoriert werden, während anderen – mit oft weit höherem Potential – ein Leben lang die Anerkennung versagt bleibt? Am Beispiel des Naturforschers, Arztes, Zoologen, Schriftstellers, Philosophen, erfolgreichen Unternehmers und genialen Vordenkers Gustav Jaeger möchten wir dieser Frage auf die Spur kommen.

Wobei man hier vorausschicken muß, daß Gustav Jaeger kein gewöhnlicher Mann war, sondern sowohl sein Leben als auch sein mysteriöser Tod genügend Stoff für Romane bietet, und uns auch sein Vermächtnis immer wieder neue Rätsel aufgibt.

Gustav Jaegers Jugendjahre

Doch beginnen wir am Anfang der Geschichte, im Jahre 1832, als Gustav Jaeger im beschaulichen Örtchen Neuenstadt-Bürg am Kocher das Licht der Welt erblickte. Sein Vater, Dr. phil. Karl Friedrich Jaeger, war evangelischer Gemeindepfarrer und Protegé des damaligen Rittergutsbesitzer Freiherr von Gemmingen-Hornberg. Zudem schrieb er Bücher über die schwäbische Kulturgeschichte.

Wie sehr die Schriftstellerei im Wesen der Jaegers verankert war, zeigt die Tatsache, daß Gustav später mit seiner Frau Selma (geb. Krais) eine Nachkommin der schwäbischen Geistesmutter Regina Burkhard-Bardili heiratete. Von ihr stammen viele schwäbische Dichter und Philosophen ab, wie z.B. Ludwig Uhland (1787-1862), Friedrich Hölderlin (1770-1843) und Eduard Mörike (1804-1875).

Bedingt durch den frühen Tod des Vaters (1842), lernte Gustav Jaeger bereits in jungen Jahren den Ernst des Lebens kennen. Für seine verwitwete Mutter war es schwer, die mehrköpfige Familie durchzubringen. Doch obwohl er in der Folge oft „von der Hand in den Mund“ leben mußte, erkannte der Verleger Karl Hoffmann (Vater seines Freundes Julius) Gustav Jaegers Talente und finanzierte ihm seinen Traum, in Tübingen Medizin studieren zu können.

Neben dem Studium befaßte er sich intensiv mit der Skelettierung und Präparierung von Tierkörpern. Schon der Student Gustav Jaeger machte sich so einen Namen als Experte dieser neuen Wissenschaftskunst. Da seine wechselnden „Studentenbuden“ jedoch sowohl Labor als auch Kleintierzoo waren, führte dies regelmäßig zu Konflikten mit den jeweiligen Vermietern.

Nach dem Studium folgte er seinem Bruder nach Wien und wurde 1856 zum Hofmeister berufen. Zwei Jahre später habilitierte er sich für Zoologie und vergleichende Anatomie an der Wiener Universität. Er war Mitbegründer und bis 1866 sogar Direktor des Wiener Tiergartens am Prater, wo er auch das erste Seewasseraquarium anlegte. Sein Ruf als Tierexperte brachte ihn in Kontakt mit vielen Größen seiner Zeit. Unter anderem ist ein reger Briefwechsel mit dem Evolutionsforscher Charles Darwin dokumentiert.

Die damaligen Querelen zwischen Österreich und Preußen sorgten dafür, daß Gustav Jaeger schließlich 1867 Österreich verließ und in seine schwäbische Heimat zurückkehrte. Dort wurde er zum Professor für Zoologie und Anthropologie an der Akademie zu Hohenheim und am Königlichen Polytechnikum Stuttgart,  der heutigen Uni Stuttgart, berufen. Ab 1874 war er Professor für Physiologie, Histologie und Mikroskopisches Praktikum an der Stuttgarter Tierarzneischule. Bis zu seinem Lebensende sollte Stuttgart sein Hauptwohnsitz bleiben. Seine Wochenendvilla stand in Murrhardt, wo er 1912 zum Ehrenbürger ernannt wurde.

Der Schriftsteller und Forscher

Neben dem Lehr- und Professorenberuf war Gustav Jaeger vor allem Forscher. Zudem war er so etwas wie ein Universalgenie. Kaum ein Wissensbereich, für den er sich nicht interessierte. Sein messerscharfer Verstand, die schwäbische Rastlosigkeit und sein unbändiger Forscherdrang ließen ihn vordringen in Gebiete, die durch die wissenschaftlichen Dogmen seiner Zeit als unbegehbar klassifiziert waren. Dadurch machte er sich viele Feinde.

Diese Tatsache ist sicherlich einer der Hauptgründe, warum er nicht als Nobelpreisträger in die Geschichte einging, sondern als wissenschaftliche „Persona Non Grata“. Viele seiner einzigartigen, bahnbrechenden und genialen Erkenntnisse wurden bekämpft oder einfach totgeschwiegen.

Daß man sich Jahre später seiner Schriften wieder erinnerte und namhafte Wissenschaftler diese als „eigene Erkenntnisse“ neu veröffentlichten, paßt in das Gesamtbild des verkannten Genies Gustav Jaeger. Doch dazu kommen wir später.

Eines seiner bedeutendsten Werke ist sicher die 850seitige Schrift: „Die Entdeckung der Seele“. Als einer der ersten hat Gustav Jaeger erkannt, daß jeder Mensch einen einzigartigen und unverwechselbaren „Individualduft“ besitzt. Er sah in diesem Individualduft eine Art seelischen Fingerabdruck, und in den Düften selbst eine Sprache, mit der wir Menschen unbewußt kommunizieren. Immer mehr wuchs in ihm die Überzeugung, daß sowohl die Homöopathie als auch viele andere bisher ungeklärte Heilphänomene über spezifische, hochpotenzierte Düfte „funktionieren“.

Für die Wirksamkeit der Homöopathie erbrachte er – als erster nach Samuel Hahnemann – einen wissenschaftlichen Beweis. In seinem Buch „Die Neuralanalyse“ beschreibt er seine Forschungsergebnisse mit dem sogenannten Hippschen Chronoskop. Er ließ Probanden homöopathische Hochpotenzen einatmen, um die Reaktionszeit deren Nerven zu messen. Und siehe da, die Veränderungen waren durchweg signifikant. Was Gustav Jaegers Beliebtheit unter den etablierten Wissenschaftlern einen weiteren Knacks versetzte, hatte man ihn doch beauftragt, die Wirkungslosigkeit der Homöopathie wissenschaftlich nachzuweisen. Und dann das … Was Gustav Jaeger einmal als richtig erkannt hatte, vertrat der streitbare Schwabe vehement.

Spießrutenlauf

Politikern wirft man bisweilen vor, sie hätten ein so dickes Fell, daß sie kein Rückgrat benötigen, um nicht umzukippen. Ergo, das Fähnlein dreht sich nach dem Wind. Was Gustav Jaeger angeht, so war er sicher kein Politiker. Dazu war der streitbare Schwabe viel zu wahrheitsliebend.

Sein Buch „Die Entdeckung der Seele“ brachte ihm viel Spott und den ironischen Beinamen „Jaeger, der Seelenriecher“ ein. Man sprach ihm gar die Wissenschaftlichkeit ab. Erst als 25 Jahre nach seiner Veröffentlichung die Polizeihunde eingeführt wurden und es immer offensichtlicher wurde, daß tatsächlich jeder Mensch einen einzigartigen Individualduft besitzt, wendete sich das Blatt. Rehabilitiert wurde er jedoch nicht.

Es ist schon erstaunlich, daß bis zum heutigen Tage immer wieder „neue Erkenntnisse“ publiziert werden, auf die Gustav Jaeger schon vor 100 Jahren hingewiesen hat. Ein Beispiel sind Bücher wie „Das Maiglöckchen-Phänomen: Alles über das Riechen und wie es unser Leben bestimmt“, von Hanns Hatt, dessen Kernaussage die Jaeger´sche Erklärung ist, daß selbst Spermien und Eizellen „Riechorgane“ besitzen und von spezifischen Düften angezogen werden. Oder Bücher über Gefühle, die durch individuelle Düfte auf andere Personen übertragen werden, etc. Selbst die sogenannte „Lehre von der Wirkung der Düfte“ hat ein anderer Wissenschaftler später als seine eigene Erkenntnis veröffentlicht. Obwohl diese zweifelfrei Gustav Jaeger zuzuschreiben ist.

Düfte

Die Duftforschung ist inzwischen dabei, Gustav Jaegers Thesen posthum zu bestätigen. „Ja, Herr Professor Jaeger, Sie hatten Recht. Unsere Nase ist es, und im unbewußten Bereich das sogenannte limbische System, denen wir einen Großteil unserer Lebensentscheidungen zu verdanken haben.“

Längst macht sich auch die Industrie dieses Phänomen zunutze und beduftet alles, was wir kaufen sollen. Inwieweit der Mensch noch einen freien Willen hat, wenn er diesen Duftmanipulatoren ausgesetzt ist, darüber läßt sich sicher streiten. Fakt ist, Düfte sind sowohl die unsichtbare Sprache der Natur, in welcher sich Tiere und Pflanzen durch „Duftvokabeln“ unterhalten, als auch für uns Menschen, wenn wir auf Partnersuche sind. Ob Düfte darüber hinaus als Informationsträger bei der Homöopathie fungieren, diese Frage ist noch nicht ganz geklärt. Zumindest für alle jene nicht, die Gustav Jaegers Bücher noch nicht gelesen haben.

Was das Thema Homöopathie angeht, müssen wir hier ein neues Kapitel öffnen und eine zweite Geschichte hinzufügen, die „ganz zufällig“ dazu führte, das beinahe verlorengegangene Vermächtnis des Professor Dr. Gustav Jaeger wieder an die Oberfläche zu bringen. Nämlich die Geschichte seiner Ur-Ur-Enkelin Selma Gienger.

Selbst ausgebildete Homöopathin, fand sie eines Tages im Antiquariat Bücher ihres Urahnen und stellte überrascht fest, daß dieser bereits vor einhundert Jahren bahnbrechende Homöopathie-Erkenntnisse niedergeschrieben hatte. Eine Reihe schicksalhafter Ereignisse brachte sie in Kontakt mit immer neuen Dokumenten, deren Inhalt sie derart faszinierten, daß sie beschloß, ihr weiteres Leben „der Sache Gustav Jaeger“ zu widmen. Nicht weniger als 43 Jaeger-Bücher hat sie dabei gefunden.

2002 veröffentlichte sie unter dem Titel: „Warum küssen sich die Menschen?“ drei Schriften Gustav Jägers: „Gleich und Ähnlich – Notschrei eines mißhandelten Naturgesetzes“, „Die homöopathische Verdünnung“ und „Die Homöopathie“. Dieses Buch ist ein Muß für alle ernsthaften Homöopathen. Beim NATURSCHECK sind diese noch zu haben. (49,90 Euro + Versandkosten).

Die Anthropine

Wer nun glaubt, ein Gustav Jaeger hätte sich mit der Tatsache zufriedengegeben, das Wesen der Homöopathie verstanden und deren Wirksamkeit bewiesen zu haben, der irrt sich. Er stellte sich die Frage, weshalb nicht auch der Mensch über individuelle Heilkräfte verfügen sollte, wo doch jede Pflanze und auch jedes Tier über spezifische Heilkräfte verfügt. Vergleichende Messungen der Nervenleitgeschwindigkeit in Bekleidung aus Pflanzen- versus Tierfasern stießen ihn dann direkt auf den Eigengeruch des Menschen, denn überraschenderweise ergab getragene Wolle noch bessere Meßwerte als ungetragene Wolle. So fand er im weiteren Verlauf seiner Forschungen im Eigenduft des Menschen, welchem er den Namen Anthropin gegeben hatte, dessen Selbstheilstoff. So ist auch der Titel seines Hauptwerkes „Die Entdeckung der Seele“ im Ursprung des Wortes Seele zu verstehen. Das Wort kommt aus dem Sanskrit und bedeutet in seiner Wortherkunft schuschma = IchDuft. Der Eigenduft des Menschen ist also ein Ausdruck seiner Seele.

Da er festgestellt hatte, daß im Individualduft eines jeden Menschen nicht nur dessen spezifischer Geruch, sondern auch Informationen bezüglich seiner Stärken, seiner Vorzüge und besonderen Fähigkeiten gespeichert sind, stellte er aus dem Individualduft besonders befähigter Menschen Anthropinkügelchen her. Insgesamt waren es zu seinen Lebzeiten 23 verschiedene Anthropine, die in Stuttgarter Apotheken erhältlich waren.

Unter anderem das Anthropin von Fritz Käpernick, eines der größten Sportler seiner Zeit, der „mit Pferden um die Wette lief“, und des begnadeten Pianisten Franz Liszt. Aus dessen Haaren wurde das begehrte Anthropin Nr. 16 hergestellt. Auf dem Beipackzettel stand: „Mittel gegen Nervosität und Indisposition beim Klavierspiel; erhöht die Fingerfertigkeit, Sicherheit und Ausdauer beim Spiel.“

Die Anthropine sollen wahre Wunder gewirkt haben. Trägerstoff waren die menschlichen Haare, genauer gesagt der Haarduft. Der Begriff „Anthropin“ kommt übrigens aus dem Griechischen von: Anthropos, der Mensch. Um die Selbstheilungskräfte des Einzelnen zu aktivieren, stellte Gustav Jaeger zudem homöopathische Anthropinkügelchen aus Eigenhaar her. Denn laut Gustav Jaeger ist das Anthropin der „Selbstheilungsstoff“ des Menschen.

Anthropine, Selbstheilungsstoffe, Individualdüfte… Mannomann, dieser Jaeger hatte vielleicht Ideen. An dieser Stelle beginnt nun eine dritte, wieder äußerst spektakuläre Geschichte, mit der wir diese Kurzfassung der Jaeger-Saga abschließen möchten. Die Geschichte hat etwas mit dem Bestsellerroman „Das Parfum“ von Patrick Süskind zutun, immerhin über 20 Millionen Mal verkauft und erfolgreich verfilmt.

Gustav Jäger und das Jungfrauen-Anthropin

Vor einigen Jahren haben verschiedene andere Medien bereits ausführlicher darüber berichtet: In Patrick Süskinds Erfolgsroman „Das Parfum“ hat Jaeger-Ur-Ur-Enkelin Selma Gienger unzählige textliche Übereinstimmungen mit Gustav Jaegers Werk „Die Entdeckung der Seele“ gefunden. So viele, daß es sich kaum um Zufall handeln kann.

Die Grundidee Patrick Süskinds beruht ja auf dem Jaegerschen Gedanken, daß jeder Mensch einen Individualduft besitzt, der ihn liebenswert macht oder eben auch abstoßend, ganz nach seiner Art. Süskinds Romanfigur „Grenouille“ (dt. „Frosch“ und eine Metapher für den Tod, der auch geliebt werden will) hat jedoch keinen individuellen Duft. Folgerichtig wird er weder geliebt noch gehaßt, sondern lebt wie ein Schatten unter den Menschen.

So mutiert er zum Serienmörder, tötet eine Jungfrau nach der anderen, entzieht ihr den jeweiligen Individualduft, um aus diesen Extrakten ein Parfum herzustellen, das ihn – wenn er sich damit parfümiert – liebenswert macht. Sein „Jungfrauenduft“ ist so unwiderstehlich, daß ihn die Menschen schließlich nicht nur begehrenswert finden, sondern bei lebendigem Leibe auffressen. Soweit Süskinds düstere Novelle „Das Parfum“.

Der Jungfrauenduft bzw. das Jungfrauenanthropin Nr. 7 gehörte zu Gustav Jaegers Anthropin-Grundausstattung. Es wurde aus dem Haarduft einer Jungfrau hergestellt und hatte „eine aufheiternde, belebende Wirkung“ vor allem auf ältere Männer.

Da sich Patrick Süskind, trotz vielerlei Versuche der Jaeger-Erbin, nicht bereiterklärt hat, die Quelle seiner „literarischen Inspiration“ preiszugeben, wollen auch wir uns hier weitere Spekulationen ersparen. Das ist auch gar nicht nötig. Gustav Jaegers Werk spricht für sich. Es ist so weit und so visionär, daß wir uns sicher noch ein paar Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte damit befassen werden.

Autor
Michael Hoppe

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